Wenn den Berlinern nach Strand ist, haben sie eine reiche Auswahl. Entweder geht es zum Wannsee, nach Mallorca, in die Karibik – oder nach Usedom. Die ferneren Ziele haben jedoch einen entscheidenden Nachteil: Die Anreise ist etwas aufwendig, man versteht in der Regel die Sprache nicht, und überhaupt, wozu soll man so weit reisen, wenn man all das in der Nähe hat.
Vom Wannsee einmal abgesehen, der einfach nicht weit genug entfernt ist, bietet Usedom all das, was Mallorca auch hat: viel Strand, viel Sonne – jedenfalls im Sommer -, ausreichend Restaurants mit vertrauten Speisen, Hinterland mit schöner Natur, Sehenswürdigkeiten gibt’s auch, und zudem kann man dort prima ausspannen, ohne den Stress mit Flügen, gigantischen Hotelbunkern und dem ganzen Umstand, den eine Reise in andere Länder mit sich bringt. Deswegen fährt der Berliner also am liebsten nach Usedom.
Heringsdorfer Strand, Usedom
Die Insel vor der Odermündung, an der deutsch-polnischen Grenze gelegen, wo sie sich mit dem Nachbarland eine der schönsten Naturlandschaften dieser Region Europas teilt, hat in ihrer Geschichte viel durchmachen müssen. Stets umkämpft in allen europäischen Kriegen und stets von Armut geprägt, konnte dieser Landstrich erst zu einigem Wohlstand kommen und zur begehrten Immobilie werden, als das Badewesen erfunden wurde. Und das hat bestens funktioniert, auch wenn im 20. Jh. die eine oder andere Diktatur versucht hat, sich exklusive Rechte zu sichern und die Insel samt Umland zu vereinnahmen.
Usedom hat all das überstanden und blüht wieder auf als Perle an der Ostsee. Die ganze Küste entlang erstreckt sich ein traumhafter Sandstrand – weiß, weich und breit. Badeorte reihen sich dort aneinander, die nach Jahrzehnten der zwangsweisen Vernachlässigung wieder aufleuchten wie geputztes Silber. Die bäuerlichen Dörfer jenseits des Ostseestrandes verströmen die Ruhe ländlicher Behäbigkeit, wo die Hühner noch völlig ahnungslos auf der Straße nach Körnern picken. Und die kleinen Städtchen am Haff oder Peenestrom pflegen liebevoll ihr historisches Erbe.
Nun gut, hinter den Kulissen mag es trotz der wunderbaren Gegebenheiten hier und da anders aussehen. Es gibt auf Usedom schon noch den alten Ost- West-Konflikt. Viele Gäste meckern, die aus dem Westen, dass es nicht fein genug sei, die aus dem Osten, dass es zu fein sei. Und nie ist irgendetwas »wie früher«, welches »früher« es auch immer sein mag. Aber das ist Berliner Lebensart, die sie für gewöhnlich immer mit sich herumtragen. Selbst nach Mallorca und anderswo.
Aber sie meinen es nicht so, denn sie kommen trotzdem immer wieder. Auch die aus anderen Regionen. Ist aber auch sehr schön hier, muss man schon sagen – aber nicht zugeben. Und außerdem: Es ist schließlich »Berlins schönste Badewanne«.
Sehen Sie mehr: Urlaub In Schleswigholstein, Halong Bucht reisen, Mekong Delta 1 day tour from Saigon, Vietnam Rundreisen und Baden, Reisezeit Kambodscha Vietnam