Für die rohstoffarme und unter chronischem Devisenmangel leidende DDR war es ein Segen: Unter dem Boden des Bauernlandes wurde Anfang der 1960er Jahre Erdöl entdeckt. Keine bedeutenden Mengen – der Rekord der gesamten DDR-För- derung betrug im Jahr 1969 rund 300 0001 Rohöl aber immerhin »das beste Öl in Mitteleuropa« und ausreichend, um die Tankstellen von Minol mit Trabi-Treibstoff zu versorgen. Seit 1965 waren auch die Usedomer daran gewöhnt, dass über 20 Fördersonden auf dem Gnitz in bis zu 2000 m Tiefe das Schwarze Gold aus dem Boden pumpten. Dem FDGB-Tourismus hatte das ja keineswegs geschadet. Und auch das Bemühen um die Unabhängigkeit von teuren Erdölimporten ist kein schlechter Grund gewesen, die abgelegene Gegend auf Usedom zum wirtschaftlichen Aufschwung zu nutzen. Gleichwohl betrug der Erdölbedarf der DDR in je-ner Zeit um die 18 Mio. t, das Öl aus Pommern war nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Aber immerhin.
Zwischen Netzelkow und Neuendorf stehen inmitten grüner Wiesen und versteckt hinter Bäumen noch immer ein paar der »Pferdeköpfe-, wie die Ölförderpumpen einst wegen ihrer nickenden Aktivität genannt wurden. Die Förderung des so genannten »Schwarzen Goldes» ist jedoch kaum noch rentabel, und die Vorkommen sind ohnehin nahezu ausgeschöpft. Doch der französische Staatsbetrieb Gaz de France, der die gesamte Erdölförderungsindustrie der DDR 1994 von der Treuhand erworben hat, plante zunächst, seinen millionenschweren Deal lukrativ in die Tat umzusetzen und jährlich rund 350 Mio. m3 des stark schwefelhaltigen und hochexplosiven Sauergases zu fördern. Doch aus diesen Plänen wurde gottlob bis heute nichts. Die Gesellschaft EEG (Erdgas Erdöl GmbH), die zeichnend für die Erdölförderung und eine Tochtergesellschaft der Gaz de France und der e.on Energie AG ist, wird sich aus dem Erdöl-Geschäft zurückziehen. Seit 2003 sind nun auch die sechs Sonden, die bis zuletzt noch in Betrieb waren, stillgelegt.
Der Traum vom »Dallas der DDR<, wie die Ostseezeitung es bezeichnete, ist nun endgültig zu Ende. 10 000 t wurden immerhin aus beiden Lagerstätten auf der Gnitz auf Usedom und im vorpommerschen Mesekenhagen gefördert. Und ganz werden die Interessen auf Usedom nicht untergehen: Immerhin lagern 9 Mrd. m3 förderbares Erdgas in der Nähe von Heringsdorf unter der Erde, die durchaus lukrativ und wirtschaftlich sein könnten.
Doch sind diese Gase tatsächlich mit einem umweltverträglichen und nicht minder wirtschaftlichen Tourismus vereinbar? Wer möchte Ferien unter Gasfackeln und neben Pipelines verbringen, um es mal auf die Spitze zu treiben? Entscheidend sind die Einheimischen, die Gastgeber, und nicht zuletzt die Touristen, die die Wahl haben zwischen erschwinglichem Sprit, geheizten Handtuchhaltern und täglich frischen Handtüchern oder einer unverdorbenen Natur und einer Lebensqualität, die jenseits energieintensiven Komforts liegt.
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